Bericht aus der Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses Teil 2

16. April 2015: Bestellung weiterer Ortsheimatpfleger für die Gemeinde Sinzing

Die Bewahrung und Pflege des heimatlichen Kulturgutes in der Gemeinde Sinzing steht für den Ortsheimatpfleger der Gemeinde im Vordergrund.

  • Beratung und Unterstützung der Denkmalschutzbehörden und des Landesamtes für Denkmalpflege in denkmalschutz-rechtlichen Fragen
  • Beteiligung im Planungs- und Bauwesen
  • Pflege von Brauchtum, Trachten, Volkslied, Volksmusik, Volkstanz und Mundart
  • Betreuung von Heimatmuseen und privaten Sammlungen
  • Erziehung zum Heimatgedanken (z.B. durch Vorträge, Öffentlichkeitsarbeit, heimatgeschichtliche und heimat-kundliche Veröffentlichungen)
  • Zusammenarbeit mit den Bezirksheimatpflegern
  • Zusammenwirken mit Dienststellen und Verbänden (z.B. kirchliche Stellen, Schulen) und dem Bayer. Landesverein für Heimatpflege

Die Gemeinde Sinzing hat derzeit mit Herrn Karl Hoibl einen Archiv- und Ortsheimatpfleger. Um Herrn Hoibl im Bereich der Ortsheimatpflege zu unterstützen und die vielfältigen Aufgabengebiete besser zu strukturieren, sollen weitere Ortsheimatpfleger von der Gemeinde bestellt werden.

Deshalb ist vorgesehen, Herrn Dr. Werner Chrobak mit Schwerpunkt Eilsbrunn als weiteren Ortsheimatpfleger zu bestellen.

Lebenslauf:

1948, 20.3.
geboren in Flossenbürg / Oberpfalz

1959-1968
Humanistisches Gymnasium Weiden

1968-1979
Studium der Kath. Theologie und Geschichte an den Universitäten Regensburg und Münster i.W. Doktorarbeit in neuerer Geschichte über „Politische Parteien, Verbände und Vereine in Regenburg 1869-1914 an der Universität Regensburg

1979-1981
Ausbildung für den Höheren Bibliothekdienst an der Bayerischen Staatsbibliothek in München

1981-2013
Bibliothekar an der Bischöflichen Zentralbibliothek in Regensburg

1987-1994
1. Vorsitzender des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg

seit 1998
neben dem Hauptberuf als Bibliothekar ehrenamtlicher Heimatpfleger der Stadt Regensburg

seit Juni 2013
Bibliotheksoberrat i. R.

Folgende Aktivitäten könnte Herr Dr. Chrobak übernehmen:

1)    Vorträge aus der Geschichte und Kirchengeschichte Eilsbrunns im renovierten Schulhaus in der Herbst-/Winterszeit
      Grundlage: Seine Abhandlung über die Geschichte Eilsbrunns in „Sinzing, von den Anfängen bis zur Gegenwart“, hrsg. von Rudolf Ottlinger, Sinzing 2005, S. 242-285.

2)    Kirchenführungen in Eilsbrunn oder Kirche-und-Wirtshaus-Führung in Eilsbrunn, in Kooperation mit Paul Röhrl oder Familie Röhrl

3)    Führungen auf dem Alpinensteig, Besonderheiten der Flora und Fauna, in Kooperation mit Forstpräsident a.D. Dr. Anton Schmidt

4)    Wanderung um Eilsbrunn: Analyse der Ortsbild-Erscheinung, Schärfung des Bewusstseins für die Bewahrung dieses einmaligen Ortsbildcharakters

5)    Förderung des Brauchtums
      Kirchliches Brauchtum über das Jahr, Kooperation mit der Pfarrei, Maibaum-Aufstellen, Kooperation mit bestehenden Jugendgruppen, Kathreintanz etc.

Zusätzlich ist vorgesehen, Herrn Egon Gröschl speziell für den Bereich Fotodokumentation und -archivierung als weiteren Heimatpfleger zu bestellen.

Herr Gröschl ist am 01.01.1953 geboren und in Sinzing aufgewachsen. Nach der Volksschule machte er eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. Nach 4 Jahren Bundeswehrzeit, arbeitete er
6 Jahre lang in einen Fotolabor. Seit 1988 ist er im BMW-Werk Regensburg angestellt. Er ist verheiratet mit Gudrun geb. Schnabl und hat 2 Kinder.

Das große Hobby von Herrn Egon Gröschl ist das Fotografieren sowie die Heimatkunde. Somit ist es ihm ein großes Anliegen, das Kulturgut der Gemeinde Sinzing in Bild, Ton, Schrift sowie die
Gegenstände festzuhalten, zu archivieren und für die Nachwelt zu erhalten. Gerne ist er bereit, im Rahmen von Vorträgen, Ausstellungen und diverse Veröffentlichungen das Bewusstsein für die Heimat der Öffentlichkeit nahezubringen.

Des Weiteren ist geplant, Herrn Alois Renner speziell für den Bereich Viehhausen mit Umland als weiteren Ortsheimatpfleger zu bestellen.

Auszug aus der Mittelbayerischen Zeitung vom 17.09.2008:

Alois Renner, vormals Zweiter Bürgermeister der Gemeinde, nimmt jede Gelegenheit wahr, um seinem Hobby als heimlicher Heimat-forscher zu frönen. Eine ganze Regalwand zeugt in seinem Zuhause in der Rosenbuschstraße von den Forschungen um Geschichte und Geschichten aus Viehhausen und der näheren Umgebung. Wer eine Zusammenfassung sehen will, braucht sich nur einen Ordner ausleihen, den Alois Renner der Bücherei schenkte und der, so versichert er, fast immer ausgeliehen sei.

Der gebürtige Viehhausener stammt aus einer alteingesessenen Familie und war bereits als Bub mit seinen Freunden ständig auf der Suche nach Altertümern, wie sie es nannten. Andächtig bestaunten sie damals, erzählt Renner, Marterl und Wegkreuze und versuchen den alten Viehhausener Bürgern den Ursprung und die meist sagenumwobenen Geschichten um die Rosenbusch’s, um Ivo und den Nepomuk zu entlocken.

Da sei viel hängengeblieben und so habe er sich seit über einem viertel Jahrhundert der Geschichte von Viehhausen gewidmet. Besonders reichhaltig ist seine Sammlung über das frühere Kohlebergwerk und die Labertalbahn, die bei den Stadtbewohnern als Allinger Bockerl bekannte Nahverkehrsbahn. Mit Unterstützung von Ortsheimatpfleger Karl Hoibl gelinge es immer wieder, Neues zu erfahren. Seit einiger Zeit muss auch das Internet herhalten, das ihn auch zu einer umfangreichen Sammlung über eigenartige Eisenbahnunfälle anregte. Die Liebe und das Interesse an der Bahn liegt natürlich in seinem beruflichen Werdegang. Renner ist derzeit bei der Regio Oberbayern als Leistungskontrolleur beschäftigt. Seine Unterlagen über das frühere Bergwerk wollen auch Bauwillige einsehen, wenn sie zum Beispiel wissen wollen, ob der der Untergrund des Bauvorhabens früher zu den abgebauten Flächen gehörte. Dazu nutzt er das Wissen der noch lebenden Zeitzeugen über Unfälle, Todesfälle, Feste und noch im Gedächtnis gebliebene Geschichten. „Wenn nicht jetzt, wann dann,“ meint der Heimatforscher, „Sonst sterben die Zeitzeugen und nehmen ihr Wissen mit ins Grab“. Das sei mitunter recht zeitaufwendig, aber die Leute berichten recht gerne aus ihrem Leben. „Sogar beim Frühschoppen geht es hoch her und werden die Teilnehmer oft gar nicht fertig, ihr eigenes Wissen rüber zu bringen und Heimatgeschichten aufleben zu lassen“, erzählt Alois Renner und verweist auf Heinz Hartkopf, der eine große Sammlung von Bildern der Bergwerksgeschichte habe.

Sein Wissen gibt Renner auch gerne weiter. Bei Veranstaltungen wie den Kulturwochen und Aktionen in der Bücherei stellt er sich und seine Sammlung gerne für Vorträge und Ausstellungen zur Verfügung. Moritaten, wie der Todesfall der Burschen im Frauenhäusl oder ein Mord in Saxberg, begleiten dabei seine spannenden Berichte über die Zeitepochen. Auch in der Chronik des ehemaligen Ortsheimatpflegers Rudi Ottlinger findet sich so manche Erzählung, vor allem aber ein Teil seiner Bildersammlung wieder. Auch die MZ-Berichterstatter nutzen gerne das Wissen und die Unterlagen des Heimatforschers.

Momentan habe er den Frauenforst im Fokus. Zurzeit nähere er sich der Geschichte einer offenen Doline, nähe dem Frauenhäusl, die im Volksmund als „grundlose Grube“ und als Naturdenkmal bekannt sei. Es bleibt noch viel zu tun für den Heimatforscher, wenn er all die Geschichten aufdecken will, die sich um die vielen Denkmäler und Statuen im Forst und in seiner Heimatgemeinde ranken.

Der Kultur- und Sozialausschuss nimmt Kenntnis von der vorgesehenen Bestellung der weiteren Ortsheimatpfleger Egon Gröschl, Dr. Werner Chrobak und Alois Renner.